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Ein Famulatur Bericht von Akash Elango und Rosario Nabati aus Aachen
Über Kommilitonen haben wir, Akash Elango und Rosario Nabati, zum ersten Mal von der Möglichkeit gehört, eine Famulatur im Ausland zu machen. Die Idee, neue Menschen und Kulturen kennenzulernen und dabei auch zahnmedizinisch tätig zu werden, hat uns direkt gefesselt und so begannen wir mit der Planung.
Gut zehn Monate vor Beginn der Famulatur haben wir uns auf verschiedenen Internetseiten, wie bspw. der des ZAD oder Zahnimarkt anhand von Erfahrungsberichten zu möglichen Zielländern und den dort tätigen Organisationen ausgiebig informiert. Da für uns bereits klar war, dass wir entweder in Afrika oder Asien famulieren möchten, standen insgesamt fünf Länder in der engeren Auswahl. Nachdem wir unser Bewerbungsschreiben und unsere Lebensläufe an die jeweiligen Institutionen geschickt hatten, erhielten wir unterschiedlich schnell Antworten. Vom Dhulikhel Hospital in Nepal waren wir aufgrund der schnellen und unkomplizierten Rückmeldung sehr angetan. Auch ehemalige Famulierende aus Aachen haben unser positives Bild bestätigt und so fiel unsere Entscheidung auf Nepal. Unsere Famulatur fand im August statt. Von Juni bis September ist normalerweise Regenzeit in Nepal und wird daher nicht unbedingt für Famulaturen empfohlen. Allerdings hatten wir mit wenigen Regentagen während unserer Reise sehr viel Glück.
Neben dem Buchen der Flüge und der Unterkunft im Hospital eigenen Gästehaus für internationale Studierende, fingen wir an, Dentalfirmen für Sachspenden anzuschreiben. Ein herzlicher Dank geht an Hu-Friedy, Busch Dental, Ivoclar, Kulzer, Carl Martin, DMG, Hahnenkratt, Frasaco und Henry-Schein, die uns ermöglicht haben nahezu 20 kg an Spenden mit nach Nepal zu bringen. Die gespendeten Instrumente und Materialien waren vor Ort von großem Nutzen und werden auch nach unserer Famulatur zukünftigen PatientInnen dienen.
Nach unserem Abflug aus Amsterdam und einem kurzen Zwischenstopp in Indien, sind wir schließlich um 10 Uhr Ortszeit in Kathmandu gelandet. Das Visa on arrival verlief unkompliziert und schnell, sodass wir wenig später schon in einem Taxi saßen, welches vom Hospital organisiert wurde und nach Dhulikhel fuhr. Bereits auf der einstündigen Fahrt konnten wir schon einige Eindrücke von den Menschen und der Stadt sammeln. Beim Gästehaus angekommen wurden wir von Dipak, dem supernetten Gastgeber, begrüßt und auf unsere Zimmer begleitet. Wir kamen an einem Freitag an, sodass wir die nächsten Tage ausreichend Zeit hatten, unseren Schlaf nachzuholen - schließlich waren wir fast einen ganzen Tag lang unterwegs gewesen und mussten uns mit den 1.700 Höhenmetern anfreunden.
Jeder Famulierende nimmt am ersten Tag an der Frühbesprechung teil, bei der alle Klinikdirektoren anwesend sind. Anschließend stellt man sich vor und gibt an, in welchem Department man famuliert. Nach einer kurzen Tour über das gesamte Klinikgelände, wurden wir vom Head of Dental Department durch alle Zahnkliniken geführt. Auf drei Etagen befinden sich neun Fachrichtungen: Konservierende und Endodontische Zahnheilkunde, Kinderzahnheilkunde, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Zahnärztliche Prothetik, Parodontologie, Orale Pathologie, Kieferorthopädie, Stomatologie und Radiologie, sowie das Community Department. Letztere Zahnkliniken waren uns allerdings nicht aus Deutschland bekannt. Die Klinik für Stomatologie und Radiologie dient dazu, neue Patienten zu screenen und diese dann je nach Therapiebedarf an die jeweiligen Fachdisziplinen im Haus weiterzuleiten. Das Dhulikhel Hospital ist ein Community orientiertes Krankenhaus, welches den Patienten eine möglichst kostengünstige Behandlung auf hohem Standard zu liefern versucht. Da das Krankenhaus auch eine non-profit-Organisation ist, zahlen Patienten auch nur den Betrag, der die Kosten des Krankenhauses deckt. In dem Sinne unterhält das Dhulikhel Hospital auch mehr als zehn „Außenposten“, sogenannte Outreach Center in den etwas entlegeneren Gegenden rund um Dhulikhel. Dort sind immer einige Ärzte stationiert, welche je nach Größe des Outreach Centers viele Patienten behandeln, die sonst keinen Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten.
In den ersten zwei Wochen waren wir in der konservierenden Zahnerhaltung tätig. An unserer eigenen Einheit haben wir nahezu jeden Tag Karies exkaviert und Füllungen gelegt. An dieser Stelle nochmal ein großer Dank an Busch Dental, die uns mit vielen rotierenden Instrumenten ausgestattet haben, die unsere Behandlung deutlich erleichterten.
Den vollständigen Bericht finden Sie hier
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Ein Kurzbericht von Dr. Britt Jenssen und Dr. Philipp Skora aus Köln
In der Zeit vom 30.08. bis 03.09.2021 haben wir als Volontäre im Flüchtlingslager Kara Tepe auf der Insel Lesbos in Griechenland gearbeitet. Hier sorgt die Nichtregierungsorganisation CMA (Crisis Management Association) neben anderen NROs für die medizinische Versorgung. Dieses wurde im Jahr 2020 als Ausweichlager für das durch einen Brand zerstörte Camp in Moria über Nacht errichtet. Als Zahnärzte durften wir eine Woche lang zusammen mit einem von der Organisation angestellten Zahnarzt die zahnmedizinische Versorgung im Camp sicherstellen.
Die Insel Lesbos ist eine beliebte Urlaubsinsel mit der idyllischen kleinen Hauptstadt Mytilene. In der heißen Mittagszeit bei 25-30 Grad und Sonnenschein befinden sich nur wenige Menschen auf den Straßen. Ab ca. 18 Uhr ändert sich das Bild langsam, wenn sich Touristen und später auch Einheimische auf den Weg in die Tavernen zum Abendessen machen, das oft bis spät in die Nacht geht. Fischrestaurants und Ouzo-Läden, Cocktail-Bars und Dessert-Shops mit Baklava säumen das Ufer des kleinen Hafens, um den die Kleinstadt herum aufgebaut ist.
Das Flüchtlingscamp Kara Tepe, das ungefähr 3 Kilometer nördlich vor den Toren der Hauptstadt liegt, ist aus der Stadt selbst nicht sichtbar. Allerdings sieht man vereinzelt bettelnde obdachlose Menschen und Kinder ohne Eltern in der Stadt. Militärschiffe zur Grenzsicherung, die im Hafen ankern, stören die augenscheinliche Idylle.
Fast täglich überqueren immer noch geflüchtete Menschen die Seepassage von der Türkei her und kommen auf der Insel an, wo sie häufig im Flüchtlingscamp medizinische Versorgung benötigen. Oft werden die Neuankömmlinge vorerst isoliert und für 14 Tage quarantänisiert, bevor sie freien Zugang zum Camp erhalten.
Wir erhielten beim ersten Betreten des Camps einen organisierten Eindruck. Uns fielen dabei zuerst die vielen Sicherheitsmaßnahmen auf. Das Gelände war eingezäunt, es gab Einlasskontrollen und ein Mannschaftsbus der griechischen Polizei mit wartenden Einsatzkräften sowie ein Feuerwehrwagen standen dort bereit, wahrscheinlich als Reaktion auf den Brand in Moria.
Das medizinische Versorgungszentrum befand sich direkt hinter dem Eingang und bestand aus größeren haushohen Zelten, in denen sogenannte ISO-Boxen aufgestellt waren. Sie beinhalteten die medizinischen Räume der vielen Hilfsorganisationen vor Ort. Unter anderem gab es dort eine Abteilung für akute und eine für chronische Erkrankungen, eine Apotheke zur Ausgabe von Medikamenten und ein Testzentrum für COVID-19 Schnelltests.
Die ISO-Box für zahnärztliche Behandlungen mit zwei Dentaleinheiten befand sich ebenfalls auf dem medizinischen Gelände. Die technische Ausstattung war insgesamt sehr minimalistisch. Die Patienten wurden auf einfachen Untersuchungsliegen behandelt. Licht für die Behandlung gab es nur über Kopflampen. Ein ohrenbetäubender Kompressor lief im Nebenraum. Fließendes Wasser gab es nicht, gekühlt wurde über aufgezogene Spritzen. Die Motoren zum Antrieb der Hand- bzw. Winkelstücke liefen zwar normal, die Winkelstücke waren allerdings schlecht gewartet und die Zahnbohrer schlugen aus, gute rotierende Dentalinstrumente für den Zahnarzt also Mangelware. Das machte eine ordentliche Behandlung für Patient und Behandler sehr unangenehm und schwierig. Röntgen war trotz vorhandenem Gerät zum Zeitpunkt unseres Aufenthalts nicht möglich, da keine Röntgenfolien vorhanden waren. Da die Ausstattung ausschließlich auf Spenden basierte, fehlte es zudem an Handschuhen, Desinfektionsmittel, Mund-Nasen-Bedeckungen und anderen Verbrauchsmaterialen, während andere Materialien wie z.B. Füllungsmaterialien im Überfluss vorhanden waren.
Trotz dieser Umstände wurden im 30-Minuten Takt die Patienten versorgt. Einfache Füllungen, Trepanationen als Beginn von Wurzelkanalbehandlungen, Extraktionen und Osteotomien gehörten zu den häufigsten Behandlungen. Nach ca. 6 Stunden in der schlecht klimatisierten Box waren die angemeldeten Patienten versorgt und es wurden gemeinschaftlich die verwendeten Instrumente gereinigt und für den Sterilisator vorbereitet. Pro Tag konnten ungefähr 20 Patienten behandelt werden. Insbesondere ist dabei noch zu erwähnen, dass ein Großteil der Organisatoren und Helfer wie Übersetzer und Assistenzen selbst engagierte Geflüchtete aus dem Camp gewesen sind.
Wir wurden übrigens auch manchmal nach ästhetischen oder kieferorthopädischen Behandlungen gefragt, die wir leider nicht anbieten konnten. Manche Patienten kamen auch mit dem Wunsch nach einer Zahnreinigung, dem wir, wenn es zeitlich möglich war, auch mal nachgekommen sind. Wichtig war insgesamt ausdrücklich, ein Vertrauensverhältnis zu den Menschen im Camp aufzubauen und die Wünsche der Patienten miteinzubeziehen. Nicht immer genügten dabei die Behandlungen unbedingt dem medizinischen Standard bei uns in Deutschland. Die geflüchteten Menschen verbringen manchmal zwischen 6 Monate bis mehrere Jahre im Camp und haben wenig Hoffnung auf Asyl. Mit dem Angebot einer minimalen zahnärztlichen Versorgung können zumindest die schlimmsten Leiden behandelt und manchmal auch ein Lächeln auf das Gesicht der Patienten gezaubert werden.
Die Arbeit der Hilfsorganisationen im Camp ist extrem wichtig und stellt einen gelungenen Ansatz für eine notwendige und menschenwürdige medizinische Versorgung dar. Leider kann die Arbeit momentan nur durch Mithilfe und Spenden von Privatpersonen und Unternehmen finanziert werden.
Daher möchten wir uns ganz herzlich für die freundliche Unterstützung mit Sachspenden von BUSCH & CO. Dentalinstrumente bedanken, die unsere Arbeit vor Ort möglich gemacht haben.